Wie ist es, der Bruder von einem Autisten zu sein

Ausgabe 49

Wisst ihr, wie es ist, mit einem Autisten zusammen zu leben? Ich erzähle darüber.

Alejandro C.

Wisst ihr, wie es ist, mit einem Autisten zusammen zu leben? Manchmal gar nicht so einfach. Gerne möchte ich euch einen Einblick in meinen Alltag geben. Mein Text handelt davon, wie es ist mit einem autistischen Bruder zusammenzuleben.

Autismus

Die Abkürzung für Autismus- Spektrum- Störung ist ASS. Wie ihr sicherlich schon wisst, sind autistische Personen oft zurückhaltend, haben Schwierigkeiten im Kontakt mit anderen Menschen und erleben sowohl physische als auch psychische Beeinträchtigungen. Als Bruder von einer mit ASS betroffenen Person habe ich eine eigene Art entwickelt, um mit besonderen Situationen umgehen zu können. Es kann nämlich sehr herausfordernd sein.

Geschichte des Autismus

Autismus hat auch eine Geschichte: Es gab einen Mann namens Asperger, der das Asperger-Syndrom entdeckte, weil er selbst davon betroffen war. Autismus umfasst vier Spektren: Frühkindlicher Autismus, Atypischer Autismus, Asperger-Syndrom und das Rett-Syndrom.

Was hat mein Bruder

Mein Bruder hat frühkindlichen Autismus. Am Anfang war es für mich etwas schwierig, der Bruder von einem Autisten zu sein. Ich konnte nicht mit ihm kommunizieren, weil er immer schrie. Er konnte nicht sprechen, aber er kannte alle Automarken auswendig. Wenn er mit meiner Mutter rausging, zeigte er mit dem Finger auf das Logo eines Autos, und meine Mutter sprach es für ihn aus. So konnte er sein erstes Wort aussprechen: «Alfa Romeo».

Störende Angewohnheiten

Manchmal kann es sein, dass mein Bruder Schreit, Dinge zerstört, keine Rücksicht nimmt und keine Einsicht zeigt. Manche Menschen mit ASS zeigen auffällige Körperbewegungen, zum Beispiel Flattern, wenn sie fröhlich sind, oder schaukeln mit dem Oberkörper. Personen mit ASS haben feste Routinen, ihre täglichen Abläufe werden oft in Piktogrammen dargestellt.

Erziehung mit Autismus

Als meine Mutter ihn zu einer Logopädin brachte, lernte er die Gebärdensprache. Die Logopädin gab meiner Mutter ein Buch mit allen Gebärden, und meine Mutter involvierte mich, sodass ich die Gebärden gemeinsam mit ihr lernte. Einmal pro Woche kam ein Mann von der Frühförderung zu uns nach Hause, um meinem Bruder bei seinen Defiziten zu helfen und ihn weiterzuentwickeln.

Er erklärte meiner Mutter und mir, wie wir uns richtig mit ihm verhalten sollten. Er gab uns auch nützliche Tipps: Die Helligkeit des Lichts musste gedimmt werden, wenn es zu laut war, brauchte er einen Gehörschutz, in der Dusche sollte ein Stuhl stehen, damit er sich wohlfühlte. Jedes Mal, wenn er sich gut verhielt, musste er belohnt werden. Wenn wir diese Hinweise nicht beachteten, fing er an zu schreien.

Abschlusswort

Dank vieler Menschen und meiner Mutter habe ich eine gute Bindung zu meinem Bruder aufgebaut. Autismus ist keine Behinderung, sondern eine Beeinträchtigung, und es ist nicht schlimm. Wenn man sich gut darüber informiert, kann man besser handeln und unterstützen. Auch wenn nicht jeder Tag gleich ausschaut, liebe ich meinen Bruder über alles und ich verbringe sehr gerne viel Zeit mit ihm.

Mit der Zeit haben wir gelernt, ihn besser kennenzulernen, zu verstehen und mehr über Autismus zu lernen.

19 Kommentare

Stefanie Rigutto

Lieber Alejandro

Vielen Dank für diesen (wichtigen) Text! Ich bin beeindruckt und finde es total schön, wie offen und feinfühlig du über deinen Bruder erzählst. Das Zusammenleben mit einem autistischen Menschen ist bestimmt nicht immer einfach, aber du zeigst wunderbar auf, wie es funktionieren kann. Bravo!

Liebe Grüsse

S. Rigutto, KLP 3. Sek ABc

Lieber Ale! Vielen Dank für deinen tollen Artikel und deine Offenheit! Und ein riesiges Dankeschön dafür, wie herzlich, geduldig und kreativ du mit ihm bist! Ich habe grössten Respekt vor dem, was dein Bruder, deine Mutter und du täglich leistet! Wow! 🤗

S.Messmer

Ich finde deinen Artikel sehr interessant und man spürt, dass du deinen Bruder sehr lieb hast. Ich hoffe und wünsche mir, dass unsere Schülerinnen und Schüler mit deiner Hilfe mehr über Autismus lernen.

Lieber Alejandro C,
vielen Dank für diesen wichtigen Artikel und dass du deine Erfahrungen mit uns teilst. Ich kann mir vorstellen, dass das Zusammenleben mit deinem Bruder nicht immer einfach ist, aber es ist schön zu sehen, wie viel Liebe und Geduld du ihm entgegenbringst. Dein Artikel hilft uns, ein besseres Verständnis für Autismus zu entwickeln und zeigt wie wichtig es ist uns alle gegenseitig zu unterstützen.

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